Freitag, 31. Juli 2009

Wildnis.

Ich bin (noch) nicht der große Filmkenner, als dass es mir nicht alle paar Monate nach dem Sehen eines neuen Films so ginge, dass ich das gerade Betrachtete als den besten Film aller Zeiten und überhaupt erachte. Nachdem ich also im letzten Jahr "Die fabelhafte Welt der Amélie", "Fight Club" und "Memento" (in dieser Reihenfolge) jeweils zum ersten Mal gesehen habe, ist seit gestern abend erstmal "Into The Wild" der beste Film aller Zeiten.
"On bended knee is no way to be free"
Kurz zusammengefasst geht es um den 20-jährigen Schulabgänger Chris McCandless, der von seinen Eltern und der Gesellschaft insgesamt so angeekelt ist, dass er sein Geld verbrennt, seine Ausweise zerschneidet und abhaut. Und zwar so richtig. Ohne irgendeine Nachricht reist er durch halb Amerika, um am Ende dann in Alaska zu ...nunja... enden.
Auf diesem Weg trifft er eine ganze Menge Leute, die ihn ins Herz schließen und die er regelmäßig vor den Kopf stößt, weil er nur das Ziel hat, nach Alaska zu gehen und in der Wildnis zu leben.
Late at night I hear the trees, they're singing with the dead
Regisseur des Films ist Sean Penn, den ich nicht nur als Schauspieler sehr schätze, sondern dessen Verfilmung von Dürenmatts "Das Versprechen" mit Jack Nicholson wohl auch irgendwie in eine Reihe von besten Filmen gehört.
Den ganzen Film über ist man hin- und hergerissen, ob man Sympathie für das Freiheitsdenken von Chris oder Abscheu wegen seines selbstsüchtigen und rücksichtslosen Umgangs gegenüber seinen Mitmenschen empfinden soll. Dass man gegen Ende doch eine ganze Menge Mitleid empfindet, spricht für die erstklassige Schauspielleistung von Emile Hirsch. Doch auch die Nebendarsteller sorgen für einige umwerfende Szenen, v.a. Hal Holbrock, der einen alten Witwer spielt, dessen Einsamkeit in seiner Bodenständigkeit der Gegenentwurf von Chris ist. Die 5 Minuten, in denen dem Zuschauer das bevorstehende Ende von Chris' Reise bewusst wird und sich im Rückblick der Witwer vom zielstrebigen und kompromisslosen Chris unter Tränen verabschiedet und gezeigt wird, wie der Vater in seiner Verzweiflung zusammenbricht, gehören für mich zu den intensivsten Momenten, die das Kino hervorgebracht hat. Gerade das Lösen der Verbitterung gegen seine Eltern macht das Ende bitter und unglaublich traurig.
I knew all the rules, but the rules did not know me
Kaum zu glauben, dass ich jetzt schon 3 Absätze geschrieben habe, ohne auf die Musik einzugehen (Ganz ehrlich, ich habe mich bis hierhin gequält, nur um jetzt sagen zu können:) Die Musik ist hier der entscheidende Faktor, der aus einem sehr guten Film einen großartigen Film macht. Eddie Vedders "Gejaule" (nicht umsonst heißt einer der Songs "The Wolf") gibt den großartigen Landschaftspanoramas, die man oft genug zu sehen bekommt, den perfekten Anstrich. Die Folksongs sind sehr reduziert und Vedders Stimme kommt so voll zur Geltung.

Wenn irgendjemand mal das Bedürfnis hat, einen Eindruck von "Freiheit" zu bekommen: Die Bilder von Into The Wild untermalt von großartigen Songs wie Society oder Guaranteed sprechen für sich.

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