Sonntag, 27. Dezember 2009

Endlich eine Liste! Teil 2.

In den letzten Wochen habe ich gemerkt, wie schwer das mit dem Bloggen doch ist. Zuerst fehlt die Zeit zum Bloggen, dann fehlen die Themen, dann hat man nicht so besonders viel Lust und jetzt kommt auf einmal alles zusammen. Um diesen Blog dann doch mal mit etwas Leben zu füllen, kommt hier der versprochene zweite Teil des Jahresrückblicks, diesmal mit den besten Songs. Ich habe einfach mal ein paar zusammengetragen und abgesehen von den "Top 5" war es mir irgendwie auch zu schade, da eine Rangliste zu machen. Jedenfalls sei gesagt, dass alles, was unten steht, für jede Art von Hörgewohnheit absolut uneingeschränkt zu empfehlen ist.

Foo Fighters - Wheels
Ich höre sehr selten Radio. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich noch viel seltener Songs im Radio höre, die ich gut finde. Und noch viel seltener höre ich Songs im Radio und denke dabei "Hey, das hört sich ja an wie die Foo Fighters... was für ein großartiger Song... das ist ja besser als alles, was sie in den letzten 5 Jahren gemacht haben." Ja. Tatsächlich.

Animal Collective - My Girls
"Girls" ist wohl der Song, bei dem die ganze Abgedrehtheit von Animal Collective am besten in einen "wohlklingenden" Popsong gepresst wird. Genauso abgedreht und dazu passend ist dann das tolle Video.

Element Of Crime - Am Ende denk ich immer nur an dich
Der Text. Der Text. Der Text. Der Text.

Bob Dylan - Life Is Hard
Einen Bob Dylan Song in eine Jahresbestliste zu setzen, ist immer ein Fall von Namedropping und weil ich das neue Album eigentlich auch nicht so wahnsinnig gut finde, dachte ich auch, dass es in diesem, meinen, Fall so wäre. Allerdings hab ich Life Is Hard dann nach einigen Ewigkeiten wieder gehört und für gut befunden. Der alte Mann kanns noch.

Franz Ferdinand - Twilight Omens
Das -nun nicht mehr allzu- neue Franz Ferdinand Album wurde mit der Zeit immer langweiliger. Glücklicherweise aber sticht ein Song aus dem ganzen Brei heraus, der den ganzen alten Werken von Franz Ferdinand gerecht wird.

Pet Shop Boys - Love etc.
Ich weiß nicht so genau, warum und seit wann ich die Pet Shop Boys eigentlich gut finde. Es mag daran liegen, dass sie das diesjährige Dour geheadlinet haben und die Show prächtig war oder daran, dass ich mit der Radiobeschallung groß geworden bin. Nichtsdestotrotz ist Love Etc. aber einfach ein wahnsinnig guter Popsong.

Eels - Ordinary Man
Zu den Eels-Songs hatte ich ja bereits mehrfach etwas geschrieben und "Ordinary Man" ist der beste und wohl auch persönlichste Song des letzten Albums, das für mich mittlerweile doch zu den Lieblings-Eels-Alben gehört...

Kevin Devine - Brother's Blood
Ich weiß nicht genau, ob ich Brother's Blood nur deswegen in die Liste gesetzt habe, um meiner Mitbewohnerin einen Gefallen zu tun (aufmerksame Leser [so sie nicht schon längst abgewandert sind] kennen dieses Pingpong-Spiel) oder aber, weil dieser Song in seiner ganzen ausufernden Prog-Folk-igkeit das ist, was die Decemberists dieses Jahr irgendwie nicht so richtig hinbekommen haben

Grizzly Bear - Two Weeks
Veckatimest, das Album der Grizzly Bears wird gerade in sämtlichen Jahrespolls an die Spitze gewählt und irgendwie schaffe ich es nicht, dieses Album so richtig gut zu finden. Aber wer einen so herrlich verschrobenen Song mit vielen tollen Ahs und Ohs schreibt und dazu ein noch viel verschrobeneres Video (die Augen!) dreht, dem ist jeder Hype zu gönnen...

Morrissey - I'm Throwing My Arms Around Paris

Ich habe es dieses Jahr schon wieder nicht geschafft den Mozzer live zu sehen und mein Trauma des abgesagten London-Konzerts 2008 zu überwinden. Und obwohl ich mit den meisten Post-Smiths-Sachen nicht so wahnsinnig viel anfangen kann, ist Years Of Refusal ein hervorragendes Album geworden und "I'm Throwing My Arms Around Paris" eine ebenso hervorragende Single.

Dinosaur Jr. - Over It
Eigentlich ist es ziemlich egal, welcher Dinosaur Jr. Song hier steht, dieses Ungetüm von einem Album muss in dieser Liste vertreten sein, auch wenn es keinen "Hit" abgeworfen hat. Ich habe mal Over It ausgewählt, weil es dazu ein witziges Skate-Video der Band (allesamt Mitte 40 und wohl beleibt) gibt.

Phoenix - Lisztomania

Hier könnte genauso gut Phoenix' "1901" stehen, denn selten hat ein Album mit zwei so perfekten Pop-Perlen eröffnet wie Wolfgang Amadeus Phoenix (und selten das Niveau so überhaupt nicht gehalten).

Ghost Of Tom Joad - Into The Wild
Ich kann weiterhin mit der Band nichts anfangen, aber "Into The Wild" ist grandios. Diese Gitarren! Deutscher und englischer Gesang im Wechsel!! Und dann erst diese Gitarren!!!

Maximo Park - The Kids Are Sick Again
So richtig vorbei ist der Hype um Maximo Park ja noch nicht - zumindest wenn man sich die Konzertticket-Preise vor Augen hält. Trotzdem hat das neue Album keinen Dauer-Konsenshit der Marke "Books From Boxes" ausgespuckt. "The Kids Are Sick Again" ist eigentlich auch ein bissjen zu sperrig, um als "Hit" zu gelten, allerdings ist dieser Aufbau zum fantastischen Refrain hin so lobenswert, dass man sich keine Sorgen um Maximo Park machen muss... Da kommt noch was.

5. Glasvegas - Geraldine
Eigentlich hatte ich mich an Glasvegas Anfang des Jahres so satt gehört, dass ich deren Platte mehrere Monate nicht angerührt habe. Um Geraldine kommt man aber mE dieses Jahr einfach nicht herum. Radiopopsong der Marke Perfekt.

4. Wintersleep - Dead Letter

Dass das Wintersleep-Album ganz große Klasse ist, hatte ich ja bereits mehrfach geschrieben, dass "Dead Letter" da noch einmal heraussticht, spricht Bände. Eine richtig schöne, rührselige Heulsusen-Ballade mit dicker Portion Selbstmitleid: "I think I think I think a little too often/That's what my therapist said/We're alone in this wilderness"

3. Muff Potter - Niemand will den Hund begraben
Wie bereits geschrieben, ist dieser Song wohl das beste, was deutsche Bands dieses Jahr abgesondert herausgebracht haben. Es geht um das Thema Landflucht und meine uneingeschränkte Lieblingstextzeile des Jahres ist: "An der Bushalte sitzen Rocko und Rico/Und spielen Stadt Land Flucht/Ihre Zukunft hängt hier tot überm Zaun/Bald werden auch sie abhaun"

2. Marching Band - For Your Love
Ich beziehe meine Musik ja meistens aus Musikmagazinen (plattentests.de und Visions sind da zu nennen) oder Blogs (coffeeandtv.de, hermsfarm.de), eher selten ist es, dass ich eine Band zufällig live sehe, mir die CD kaufe, überall herumerzähle, wie toll die doch sind und auf einmal alle anderen das auch toll finden. So toll, dass in der 4. Folge der 9. Staffel der weltbesten Serie aller Zeiten (Scrubs) einige Takte von For Your Love gespielt werden. Für alle Unwissenden: Ein Ritterschlag ist nichts dagegen! (Ach ja, allein das Nintendo-Sound-Zwischenspiel rechtfertigt den 2. Platz hier)

1. Editors - The Boxer
Der Song des Jahres kommt vom immer noch schwer unterschätzten neuen Editors-Album "In This Light And On This Evening". The Boxer ist wohl der Song, an dem die Verbindung des "alten" Editors-Sounds mit elektronischen Elementen am besten geglückt ist. Wer glaubt, die neuen Songs seien nicht mehr düster, dem beweist The Boxer das genaue Gegenteil. Niemals waren die Editors so schwermütig, ja beinahe gruselig.

Dienstag, 1. Dezember 2009

Endlich eine Liste! Teil I

Ich bin, was meinen Musikgeschmack eigentlich ein ziemlicher Listenfreak. Irgendwann habe ich einmal gemerkt, was iTunes für ein hervorragendes Spielzeug ist, einfach alles irgendwie in Listen zu packen. Also die besten Songs, die besten Alben, die besten Songs aus 200x, die besten Rocksongs, die besten Beatles-Songs etc.
Jetzt neigt sich nicht nur das Jahr dem Ende zu (und die Zahl und Qualität der neuen Veröffentlichungen nimmt ab), sondern auch ein Jahrzehnt, an dessen Beginn ich zwar gerade mal 11 Jahre war, das mich aber mit zunehmender Zeit doch musikalisch geprägt hat (naja, welches Jahrzehnt soll es auch sonst getan haben?).
Jedenfalls habe ich mich angetrieben hiervon mal an die Arbeit gemacht, die vielen herausragenden Songs und Alben mal in eine Reihenfolge zu packen und möchte das Ergebnis hier vorstellen. Anfangen werde ich mit den 10 besten Alben des Jahres. Und dann bleibt nur zu hoffen, dass dieser Serie nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie der letzten (mein Teil II von Politik der Dummheiten liegt seit 15. November bei den Entwürfen - kommt noch, versprochen...).

Platz 10
Muff Potter - Gute Aussicht
Muff Potter habe ich irgendwie erst dieses Jahr "entdeckt". Zu spät, wie sich herausgestellt hat, die Band löst sich Ende des Jahres auf. Vorher haben sie noch einmal ein richtig gutes Album abgeliefert, u.a. mit einer schönen Alltagsgeschichte in "Rave Is Not Rave" und dem besten deutschen Song des Jahres (sorry, Sven Regener): "Niemand will den Hund begraben" (mehr dazu dann in Teil II)

Platz 9
Eels - Hombre Lobo
Irgendwann im Juli dieses Jahres hatte ich eine ziemliche Eels-Phase, da hatte ich mir gerade die wunderbare Mark Oliver Everett alias "E"-Biografie "Things The Grandchildren Should Know" zugelegt und viele Songs der Eels haben so langsam einen Sinn bekommen. Dann kam dieses tolle Eels Album, lief 2 Wochen lang in Dauerrotation und verschwand dann im CD-Regal (hat eigentlich schonmal jemand gesagt, dass diese Bilder seit iTunes keinen Sinn mehr ergeben?).
Jedenfalls ist Hombre Lobo ein typisches Eels-Album geworden: Mindestens 2 Songs sind absolut herausragend, der Rest ist gut, bleibt aber nicht lange hängen...
Anspieltipps: The Look You Give That Boy, Ordinary Man

Platz 8
Marching Band- Spark Large
Wenn irgendjemand fragt, wie denn der Sommer im Jahr 2009 war, dann sagt diese Platte mehr als 1000 Worte. Kennengelernt habe ich Band und Musik zufällig auf einem Konzert Mitte April in Heidelberg und zu den ersten warmen Tagen passte dieser Sound einfach wunderbar. Die zuckersüßen Songs überschreiten die Grenze zum Kitsch zwar an der einen oder anderen Stelle, aber weil Zucker nunmal klebt, kommt man von den herrlichen Melodien einfach nicht mehr los.
Und dann springt auch noch der Popsong des Jahres heraus: Marching Band - For Your Love

Platz 7
Maximo Park - Quicken The Heart
Maximo Park sind tatsächlich einer der Gründe, warum ich mich in diesem Maße für Musik interessiere. Das Jahr 2005 mit ihrem fantastischen "A Certain Trigger"-Album bleibt allerdings der Maßstab für ihre neueren Sachen und konnte "Our Earthly Pleasures" vor 2 Jahren noch sehr gut mithalten, so haben Maximo Park nun mit "Quicken The Heart" zum ersten Mal eine Platte gemacht, die nicht von vorne bis hinten grandios ist. Da sie das Songschreiben allerdings nicht verlernt haben, kommen immer noch Songs wie "The Kids Are Sick Again" und "A Cloud Of Mystery" heraus, für die Franz Ferdinand dieses Jahr wohl getötet hätten...

Platz 6
Animal Collective - Merriweather Post Pavillon
Mit Animal Collective ist das so eine Sache. Eigentlich ist solche Musik nur in Maßen zu ertragen. Hypnotisches vor sich hin summen, seltsame Hintergrundgeräusche, Hall und mehrstimmiger, vor sich hinwabender, aber scheinbar nicht aufeinander abgestimmter Gesang sollen Popsongs ergeben? Tatsächlich. In der Gesamtbetrachtung fügen sich die nicht ganz herkömmlichen Bestandteile der Songs irgendwie zu wahnsinnig guten Melodien (Summertime Clothes) und tollen Arrangements (My Girls). (Beim Joggen muss ich die trotzdem immer Skippen... da dreht man sonst völlig durch)

Platz 5
Wilco - Wilco (The Album)
Wilco ist auch so eine Band, die wahrscheinlich niemals ein schlechtes Album machen wird. Waren auf "A Ghost Is Born" und "Sky Blue Sky" noch ausuferndes Gitarrenspiel und Atmosphäre die Schlagworte, so sind nun reduzierte Popperlen zu hören, allen voran "Wilco (The Song)" und das wunderschöne "One Wing".

Platz 4
Wintersleep - Welcome To The Night Sky
"Do you still believe in God?
Said the preacher to the astronaut
I heard it's kinda lonesome there
Nothing to talk to but a cold, cold air
Tell me, tell me what was it like?
Did meaning fall from that celestial light?
Did it wrap you up in conversation?
Did it leave you like some ineffable nothing?
Are you feeling alright?
In the blink of a flashing, blinding light"
(Wintersleep - Astronaut)
Noch Fragen?

Platz 3
Editors - In This Light And On This Evening
Ich habe vom neuen Editors-Album nach den ersten Besprechungen nichts erwartet, bin zusätzlich enttäuscht worden und trotzdem taucht "In This Light And On This Evening" in dieser Liste auf Platz 3 auf.
Ich hatte nach etwa 3-4 Durchläufen mit dem Album eigentlich bereits abgeschlossen. Das, was ich auf den früheren Editors-Alben so liebte, nämlich die tollen Klangteppich-Gitarren und der Joy Division-Sound, das gab es auf einmal nicht mehr. Stattdessen Synthie-Pop-Songs, mit denen man sich erstmal anfreunden muss. Das braucht seine Zeit, aber irgendwann macht es dann klick. The Boxer ist wahrscheinlich der beste Editors-Song bisher und der Titelsong ist genauso wunderbar düster wie die Songs der letzten Alben und auch wenn manchmal etwas am Kirmesdisco-Sound gekratzt wird (Papillon), so passt irgendwie auch diese neue Herangehensweise sehr gut zu den Songs der Editors.

Platz 2
Dinosaur Jr. - Farm
Kaufen. Anhören. Mitrocken.
(Wem das nicht reicht, der kann auch meinen Artikel von vor einem halben Jahr lesen, in welchem ich "Farm" etwas voreilig bereits zum Album des Jahres erklärt hatte)
Anspieltipps: I Want You To Know, I Don't Wanna Go There

Platz 1
The Antlers - Hospice
"The Antlers? Hä, wer ist das denn? Das ist ja gar nicht der Mainstream-Indie-Kram, den der Kerl sonst so hört..."
Ja, stimmt. Eigentlich bin ich kein besonderer Fan von Musik, in der die ganze Zeit vor sich hingewinselt wird, aber dieses Album entfaltet eine so starke Wirkung, dass es eine Schande wäre, sich nicht mit diesem doch etwas anstrengenden Klotz Musik zu beschäftigen. Die Melodien sind wunderschön, die Texte unglaublich traurig. Nicht umsonst heißt das Album "Hospice": Der Protagonist begleitet eine Frau in ihrem Sterbeprozess von ersten Berührungsängsten (Can't you see I'm scared to speak, and I hate my voice 'cause it only makes you angry.) bis zum bitteren Ende. So heißt es in "Epilogue": "You're asleep, I'm screaming, shoving you to try to wake you up. And like before, you've got no interest in the life you live when you're awake."
Das ist von Anfang bis Ende bitter und traurig und sicher kein Album, das man unbedingt immer wieder hören möchte, aber wenn Musik so eindringlich berührt, dann haben The Antlers einfach alles richtig gemacht. Das ist der Grund, warum Hospice ziemlich unbestritten mein Album des Jahres ist. Hier einen einzelnen Song herauszuheben, würde allen anderen Unrecht tun und deshalb verlinke ich hier einfach mal die Single Two (mit Video).