Freitag, 9. Oktober 2009

Toleranz! Jetzt!

Eigentlich wollte ich nichts über Thilo Sarrazin und seine Hetze schreiben, weil ich dachte, unsere Medien- und Politikerlandschaft würde mit der Thematik souveräner umgehen, als sie es derzeit tut und den einschlägigen "Islamkritikern" Broder, Giordano, FJ Wagner (der Bild-Spinner) kann der aufgeklärte Mensch ja eigentlich aus dem Weg gehen. Erst die Sendung Hart Aber Fair hat einem ein Bild von der Problematik vorgeführt, dass man sich nur noch gruseln kann. Da wurden neben einer Dame von einem islamischen Verband und Ströbele drei Herrschaften eingeladen, die tatsächlich nichts besseres zu tun hatten, als die ganze Sendung über Sarrazins Äußerungen zu verteidigen.

Es mag ja sein, dass es einen latenten Fremdenhass in Deutschland gibt und es gibt ihn wohl auch in der deutschen Medienlandschaft. Aber dass sich 2 Politiker aus der immer noch stärksten Partei in Deutschland und ein Journalist, der sich selbst als "links" bezeichnet, derart in den brauen Sumpf begeben, ist widerlich. Besonder Oswald Metzger tut sich hervor, indem er meint, man solle sich wieder mehr um die Leistungsträger kümmern (das ist in diesem Zusammenhang [naja und eigentlich immer] eine ganz besonders hirnlose Aussage) und außerdem solle man sich "um die Alltagsprobleme der Menschen kümmern, damit es nicht die rechten Parteien machen" - Im Klartext, rechte Themen bedienen, um den Nazis das Wasser abzugraben. Schlimmer ist noch, dass Sarrazin von so vielen Seiten für seinen "Mut" gelobt wird, sich über die "political correctness" hinwegzusetzen, die ja ach so viele Debatten behindere. Fehlt nur noch, dass jemand die NPD dafür lobt...

Wenn Sarrazin sagt, es gebe Menschen (und er meint die türkischen und arabischen Migranten) in Berlin, die "ökonomisch nicht gebraucht werden", dann ist das zumindest sektiererisch und wenn er meint, dass dieser Teil "auswachsen" solle, dann ist das Rassismus. Ganz einfach. Mehr muss man zu dieser Thematik auch nicht mehr sagen. Rassismus darf nicht verteidigt werden und Rassisten dürfen für ihren Mut auch nicht gelobt werden. Fertig. Ich halte es da wie Christian Soeder, der bei Rot Steht Uns Gut schreibt:
Ein bisschen Rassismus gibt es nicht, so wenig wie es ein bisschen schwanger gibt. Ein SPD-Politiker sagte einmal sinngemäß: „Zwischen NPD und DVU unterscheide ich nicht, denn das hieße, Scheiße nach dem Geruch zu sortieren.“ Und genau so sollte man es auch mit Rassismus halten. Ganz undifferenziert.

Da ist es mir völlig egal, ob Sarrazin in seiner Analyse nicht den ein oder anderen richtigen Punkt gefunden, natürlich gibt es Probleme bei der Integration von Türken und Arabern, aber diese werden sicher nicht durch Anfeindungen und Beleidigungen gelöst, Integration mit dem Holzhammer ist Unsinn, sobald staatlicher Druck und öffentliche Anfeindungen da sind, darf es keinem Migranten verübelt werden, sich nicht aus seinem Kulturbereich herauszubewegen. Wir dürfen nicht die Arme verschränken, wir müssen die Arme öffnen, wir müssen reden und wir müssen ihnen Möglichkeiten bieten, sich in die Gesellschaft zu integrieren (v.a im schulischen Bereich), Zwang ist da mE eher kontraproduktiv.

Solange übrigens die CDU tatsächlich Beauftragte für Islam, Integration und Extremismus anstellt, ist mir völlig klar, in welche Schublade Migranten aus islamischen Ländern gesteckt werden... ob das hilft?

Wer noch ein paar weiterführende Beiträge zum Thema lesen oder anschauen möchte und dabei nicht in Brechreiz verfallen will, dem sei Folgendes nahe gelegt:

Spreeblick: Sarrazin hat Rechts.
Alan Poseners Blattkritk: Sarrazins Bullshit (das Video)

...und außerdem treffend wie nie, diesen Beitrag von Hagen Rether:

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