Freitag, 22. Mai 2009

Die Lage der Nation.

Morgen wird der neue Bundespräsident gewählt. Vielleicht sogar gar kein Bundespräsident sondern eine Bundespräsidentin. Wahrscheinlich aber wird es keinen neuen geben, sondern unsern alten Köhler. Das ist immerhin der Mann, der vor ein paar Wochen (zum Volk gerichtet) tatsächlich behauptet hat, wir hätten "alle über unsere Verhältnisse gelebt". Alle. Klar. Jeder Hartz4-Empfänger hat über seine Verhältnisse gelebt. Warum verschwenden auch die armen Leute immer wieder ihr Geld. Geht ja nicht. Geld verschwenden darf nur der, der es hat. Das ist in dem Fall dann auch nicht so schlimm, das sind ja Leistungsträger und die tun viel Gutes für unsere Gesellschaft. Außerdem hat er mal gesagt, dass "Ungleichheit zur Freiheit dazugehört". Mögen muss man den Menschen also nicht. Seine Gegenkandidaten versprechen jetzt aber auch nicht so besonders viel. Ein Tatortpräsident als Bundeskommissar hat zwar einen gewissen humoristischen Wert, aber den hat die Tatsache, dass Horst Köhler eigentlich Guildo Horn heißt (oder umgekehrt?) und Frau Schwans Frisur auch. Eben jene ist immerhin Mitbegründerin des Seeheimer Kreises, also alles dessen, was in der SPD böse ist. Der wurde übrigens in Lahnstein gegründet, ein schicksalsträchtiger Ort für die Partei, immerhin kommt da Rudolf Schuaarping her. Und ich.
Naja. Die Wahl ist jedenfalls ein wichtiges Ereignis und eine Wiederwahl Köhlers wäre schlimm, aber nicht so schlimm.
Gerade wenn man bedenkt, dass ich eigentlich über Fußball schreiben wollte. Das ist das nächste große Ereignis morgen. Und wichtiger. Ja. Man stelle sich vor, Wolfsburg wird Meister. Eine künstlich hochgezogene Kleinstadt mit künstlich hochgezogenem Fußballverein mit mächtigem Hauptsponsor und geldgeilem Trainer. Also sowas wie Leverkusen (ohne den Trainer) oder Hoffenheim (mit Dorf statt Kleinstadt). Eklig.
Alles Böse an diesen Vereinen festzumachen, ist natürlich naiv. Den großartigen Mannschaften von Wolfsburg, Leverkusen und Hoffenheim ihre Erfolge zu gönnen, liegt nicht fern. Man schaue sich nur an, wie sich die Traditionsvereine Hertha, Bayern oder Hamburg in dieser Saison von zu ihren Siegen gequält haben und dann, wie letzte Woche Wolfsburg erst gegen Dortmund 4:0 und dann gegen Hannover 5:0 gewonnen hat. Grafite und Dzeko werden würdige Torschützenkönige und Gentner und Schäfer werden völlig zurecht in der Nationalmannschaft spielen.
Aber Meister werden dürfen sie trotzdem nicht. Aus Prinzip. In England und Russland lassen die Ölmilliardäre ihre Spielzeugmannschaften immerhin die Meisterschaft unter sich ausmachen. Hier dürfen es bisher nur die Konzerne, es gibt ja die 50+1 Regel. Also darf auch der Konzern Dietmar Hopp eine Mannschaft "sponsorn" (schreibt man das so?). Es wird zumindest eine Entwicklung fortgesetzt, in dem das Geld nicht verdient, sondern geschenkt wird. Das ist so einer der Gründe, warum ich den FC Bayern nicht für das Ultimative Böse des deutschen Fußballs halte. Natürlich sitzen auch da mächtige Sponsoren dahinter, aber das Geld kommt vor allem aus den Gewinnen der erfolgreichen vergangenen Jahre. Die heißen immerhin nicht Telekom München. Wolfsburg hat also so in etwa den Sympathiewert von Horst Köhler und die Uli-Hoeneß-CSU-Bayern den von Gesine Schwan.
Oder Pest oder Cholera. Da gibt es dann noch den Tatortkommissar und Mario Gomez. Aber das Böse wird siegen. Es geht gar nicht anders.
Versprochen.

Nachtrag:
Lesenswert bzgl. Horst Köhler noch die NDS
und darin verlinkt noch ein großartiger Kommentar von Georg Schramm:

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