Dienstag, 1. Dezember 2009

Endlich eine Liste! Teil I

Ich bin, was meinen Musikgeschmack eigentlich ein ziemlicher Listenfreak. Irgendwann habe ich einmal gemerkt, was iTunes für ein hervorragendes Spielzeug ist, einfach alles irgendwie in Listen zu packen. Also die besten Songs, die besten Alben, die besten Songs aus 200x, die besten Rocksongs, die besten Beatles-Songs etc.
Jetzt neigt sich nicht nur das Jahr dem Ende zu (und die Zahl und Qualität der neuen Veröffentlichungen nimmt ab), sondern auch ein Jahrzehnt, an dessen Beginn ich zwar gerade mal 11 Jahre war, das mich aber mit zunehmender Zeit doch musikalisch geprägt hat (naja, welches Jahrzehnt soll es auch sonst getan haben?).
Jedenfalls habe ich mich angetrieben hiervon mal an die Arbeit gemacht, die vielen herausragenden Songs und Alben mal in eine Reihenfolge zu packen und möchte das Ergebnis hier vorstellen. Anfangen werde ich mit den 10 besten Alben des Jahres. Und dann bleibt nur zu hoffen, dass dieser Serie nicht das gleiche Schicksal ereilt, wie der letzten (mein Teil II von Politik der Dummheiten liegt seit 15. November bei den Entwürfen - kommt noch, versprochen...).

Platz 10
Muff Potter - Gute Aussicht
Muff Potter habe ich irgendwie erst dieses Jahr "entdeckt". Zu spät, wie sich herausgestellt hat, die Band löst sich Ende des Jahres auf. Vorher haben sie noch einmal ein richtig gutes Album abgeliefert, u.a. mit einer schönen Alltagsgeschichte in "Rave Is Not Rave" und dem besten deutschen Song des Jahres (sorry, Sven Regener): "Niemand will den Hund begraben" (mehr dazu dann in Teil II)

Platz 9
Eels - Hombre Lobo
Irgendwann im Juli dieses Jahres hatte ich eine ziemliche Eels-Phase, da hatte ich mir gerade die wunderbare Mark Oliver Everett alias "E"-Biografie "Things The Grandchildren Should Know" zugelegt und viele Songs der Eels haben so langsam einen Sinn bekommen. Dann kam dieses tolle Eels Album, lief 2 Wochen lang in Dauerrotation und verschwand dann im CD-Regal (hat eigentlich schonmal jemand gesagt, dass diese Bilder seit iTunes keinen Sinn mehr ergeben?).
Jedenfalls ist Hombre Lobo ein typisches Eels-Album geworden: Mindestens 2 Songs sind absolut herausragend, der Rest ist gut, bleibt aber nicht lange hängen...
Anspieltipps: The Look You Give That Boy, Ordinary Man

Platz 8
Marching Band- Spark Large
Wenn irgendjemand fragt, wie denn der Sommer im Jahr 2009 war, dann sagt diese Platte mehr als 1000 Worte. Kennengelernt habe ich Band und Musik zufällig auf einem Konzert Mitte April in Heidelberg und zu den ersten warmen Tagen passte dieser Sound einfach wunderbar. Die zuckersüßen Songs überschreiten die Grenze zum Kitsch zwar an der einen oder anderen Stelle, aber weil Zucker nunmal klebt, kommt man von den herrlichen Melodien einfach nicht mehr los.
Und dann springt auch noch der Popsong des Jahres heraus: Marching Band - For Your Love

Platz 7
Maximo Park - Quicken The Heart
Maximo Park sind tatsächlich einer der Gründe, warum ich mich in diesem Maße für Musik interessiere. Das Jahr 2005 mit ihrem fantastischen "A Certain Trigger"-Album bleibt allerdings der Maßstab für ihre neueren Sachen und konnte "Our Earthly Pleasures" vor 2 Jahren noch sehr gut mithalten, so haben Maximo Park nun mit "Quicken The Heart" zum ersten Mal eine Platte gemacht, die nicht von vorne bis hinten grandios ist. Da sie das Songschreiben allerdings nicht verlernt haben, kommen immer noch Songs wie "The Kids Are Sick Again" und "A Cloud Of Mystery" heraus, für die Franz Ferdinand dieses Jahr wohl getötet hätten...

Platz 6
Animal Collective - Merriweather Post Pavillon
Mit Animal Collective ist das so eine Sache. Eigentlich ist solche Musik nur in Maßen zu ertragen. Hypnotisches vor sich hin summen, seltsame Hintergrundgeräusche, Hall und mehrstimmiger, vor sich hinwabender, aber scheinbar nicht aufeinander abgestimmter Gesang sollen Popsongs ergeben? Tatsächlich. In der Gesamtbetrachtung fügen sich die nicht ganz herkömmlichen Bestandteile der Songs irgendwie zu wahnsinnig guten Melodien (Summertime Clothes) und tollen Arrangements (My Girls). (Beim Joggen muss ich die trotzdem immer Skippen... da dreht man sonst völlig durch)

Platz 5
Wilco - Wilco (The Album)
Wilco ist auch so eine Band, die wahrscheinlich niemals ein schlechtes Album machen wird. Waren auf "A Ghost Is Born" und "Sky Blue Sky" noch ausuferndes Gitarrenspiel und Atmosphäre die Schlagworte, so sind nun reduzierte Popperlen zu hören, allen voran "Wilco (The Song)" und das wunderschöne "One Wing".

Platz 4
Wintersleep - Welcome To The Night Sky
"Do you still believe in God?
Said the preacher to the astronaut
I heard it's kinda lonesome there
Nothing to talk to but a cold, cold air
Tell me, tell me what was it like?
Did meaning fall from that celestial light?
Did it wrap you up in conversation?
Did it leave you like some ineffable nothing?
Are you feeling alright?
In the blink of a flashing, blinding light"
(Wintersleep - Astronaut)
Noch Fragen?

Platz 3
Editors - In This Light And On This Evening
Ich habe vom neuen Editors-Album nach den ersten Besprechungen nichts erwartet, bin zusätzlich enttäuscht worden und trotzdem taucht "In This Light And On This Evening" in dieser Liste auf Platz 3 auf.
Ich hatte nach etwa 3-4 Durchläufen mit dem Album eigentlich bereits abgeschlossen. Das, was ich auf den früheren Editors-Alben so liebte, nämlich die tollen Klangteppich-Gitarren und der Joy Division-Sound, das gab es auf einmal nicht mehr. Stattdessen Synthie-Pop-Songs, mit denen man sich erstmal anfreunden muss. Das braucht seine Zeit, aber irgendwann macht es dann klick. The Boxer ist wahrscheinlich der beste Editors-Song bisher und der Titelsong ist genauso wunderbar düster wie die Songs der letzten Alben und auch wenn manchmal etwas am Kirmesdisco-Sound gekratzt wird (Papillon), so passt irgendwie auch diese neue Herangehensweise sehr gut zu den Songs der Editors.

Platz 2
Dinosaur Jr. - Farm
Kaufen. Anhören. Mitrocken.
(Wem das nicht reicht, der kann auch meinen Artikel von vor einem halben Jahr lesen, in welchem ich "Farm" etwas voreilig bereits zum Album des Jahres erklärt hatte)
Anspieltipps: I Want You To Know, I Don't Wanna Go There

Platz 1
The Antlers - Hospice
"The Antlers? Hä, wer ist das denn? Das ist ja gar nicht der Mainstream-Indie-Kram, den der Kerl sonst so hört..."
Ja, stimmt. Eigentlich bin ich kein besonderer Fan von Musik, in der die ganze Zeit vor sich hingewinselt wird, aber dieses Album entfaltet eine so starke Wirkung, dass es eine Schande wäre, sich nicht mit diesem doch etwas anstrengenden Klotz Musik zu beschäftigen. Die Melodien sind wunderschön, die Texte unglaublich traurig. Nicht umsonst heißt das Album "Hospice": Der Protagonist begleitet eine Frau in ihrem Sterbeprozess von ersten Berührungsängsten (Can't you see I'm scared to speak, and I hate my voice 'cause it only makes you angry.) bis zum bitteren Ende. So heißt es in "Epilogue": "You're asleep, I'm screaming, shoving you to try to wake you up. And like before, you've got no interest in the life you live when you're awake."
Das ist von Anfang bis Ende bitter und traurig und sicher kein Album, das man unbedingt immer wieder hören möchte, aber wenn Musik so eindringlich berührt, dann haben The Antlers einfach alles richtig gemacht. Das ist der Grund, warum Hospice ziemlich unbestritten mein Album des Jahres ist. Hier einen einzelnen Song herauszuheben, würde allen anderen Unrecht tun und deshalb verlinke ich hier einfach mal die Single Two (mit Video).

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